Vom Kompost genommen – zum Kompost zurück!

Die Zeit des großen Kehrens ist wieder da. Allerlei unerwünschter “Mist” fällt plötzlich vom Himmel und versetzt uns in eine interessante Panik. Soll man den Baum gleich samt den Blättern umschneiden und entsorgen, bevor jedes einzelne Blatt mühsam wegzuputzen ist, oder ist das Geräusch des Laubbläsers doch zu verlockend, als es nicht einmal erleben zu dürfen?
Ich bin oft verwundert, warum das Laub eines Baumes, Grundlage der großartigen Humifizierung, ohne der es keinen Menschen auf der Erde geben würde, als “Mist” angesehen wird. Über Millionen von Jahren hat die Natur ein System entwickelt, das im Kreislauf so perfekt funktioniert, dass jeder Versuch von uns Menschen “nachhaltig” zu sein, dagegen als Witz dasteht. Wir produzieren Plastikinseln in Ozeanen, mit Giften verseuchte Landschaften an diversen Abbaustätten, Atommüll und vieles mehr an Abfall und trauen uns trotzdem zu sagen, dass das Laub eines Baumes “Mist” sei – welche Anmaßung!

Ich empfehle jedem und jeder in den Wald zu gehen, um wunderbare Walderde zu riechen, die durch den Abbau von Laub entstanden ist. Geht in den Wald mit den Kindern und freut euch, durch die dicken Laubschichten zu wühlen. Probiert mal aus, das Laub zu kompostieren, aber in keinem Plastikgefängnis, sondern als Laubhaufen irgendwo zwischen den Sträuchern. Nicht nur die Igel und Laufkäfer werden es euch danken, sondern nach einiger Zeit werdet ihr schwarzes Gold ernten können, das jeglicher Pflanzerde aus dem Markt erhaben ist. Kompostieren ist nichts Schlechtes und sollte für jeden Gartenbesitzer eine Selbstverständlichkeit sein. Wer ein paar Grundregeln beachtet, wird für seinen Einsatz durch fruchtbare Erde belohnt. Lassen Sie sich das Kompostieren nicht von ihrem Nachbar vermiesen, der vielleicht einer Angst unterliegt, die durch Horrorgeschichten über Rattenplagen und maßlosem Gestank einer nicht fachgerechten Kompostierung geschürt wird. Humusaufbau bedeutet nicht nur die Förderung der Fruchtbarkeit, sondern auch Speicherung von CO2 und Wasser im Boden. Und so ist es schon erstaunlich, was mit dem “Mist” von den Bäumen alles möglich ist.

Viel Spaß beim Zählen der vielen Helfer im Komposthaufen wünscht Euch
Stefan Kastenhofer

(Kolumne ursprünglich veröffentlicht im momag Magazin)