Man steht im Garten, auf einer Wiese oder im Wald und der Schnee deckt schön langsam alles unter sich zu. Die Flocken tänzeln vom Himmel herab, der Geruch der Landschaft, sogar die akustische Wahrnehmung ändert sich. Kennen Sie dieses schöne Gefühl, als ob plötzlich die Zeit still zu stehen scheint? Schaffen Sie es im Advent, dieser stillsten Zeit im Jahr, zur Ruhe zu kommen?
Die Vegetation fährt aus rein klimatechnischen Gründen ihr Wachstum zurück und ich als Gärtner muss mich auf dieses Verhalten einstellen. Aber nicht nur wir Gärtner, die wir nah an der Natur arbeiten, sind auf diesen Rhythmus eingestellt. Über viele Jahrtausende wurden wir alle geprägt, wie die kleinen Hamster uns Vorräte anzulegen, um über den Winter zu kommen. Und dieses Hamstertum prägt uns immer noch, bei Konsum, Freizeitgestaltung und selbst beim Urlaub machen – möglichst viel in kurzer Zeit ist die Devise. Bis wir dann vor lauter Burn Out für die Gegenmaßnahmen bezahlen.
Wäre es da nicht gleich besser auf das zu verzichten, was uns in eine ausweglose Überforderung treibt. Leider ist das oft leichter gesagt als getan. Gesellschaftliche, familiäre oder finanzielle Zwänge sind oft übermächtig. Die Beschäftigung mit dem Garten, mit den Pflanzen und Tieren darin, ist für viele eine Möglichkeit wieder zu lernen, dass es nichts bringt sich selbst zu überholen. Betrachtet man Pflanzen in Klimazonen, wo Wachstum ein ganzes Jahr über möglich ist, dann bemerkt man, dass diese Pflanzen sich gleichmäßig, aber langsamer entwickeln. Mit unserem Hamstertempo ein ganzes Jahr auf 180 zu bleiben geht für Viele auf Dauer nicht gut. Für mich ist es ein schönes Sinnbild, Pflanzen zu beobachten, wie sie den Sommer über Kraft tanken, dann zur Ruhe kommen, um im Frühling wieder voller Elan auszutreiben. Nutzen wir diese von der Natur vorgegebene Ruhezeit, um einmal nichts zu denken, sondern nur zu staunen. Müßiggang oder die Kunst nur zu Genießen sollte für uns nichts Negatives bedeuten. Nein im Gegenteil – funkelnde Gedanken sind nur dort zu finden, wo Raum dafür ist.
So wünsche ich Euch eine besinnliche Weihnachtszeit und viele funkelnde Gedanken beim Bestaunen unserer großartigen Natur
Stefan Kastenhofer
(Kolumne ursprünglich veröffentlicht im momag Magazin)