Inspiriert, voller Elan für die neue Saison und ein wenig stolz sind wir letzte Woche von den Langenloiser Staudentagen und dem Gehölztag zurückgekehrt. 180 TeilnehmerInnen zwischen 17 und 92 Jahren bei den Staudentagen, ein Besucherrekord von 75 Personen beim Gehölztag und die zahlreichen positiven Rückmeldungen zeugen von einer gelungenen Veranstaltung. Auch heuer ist es uns wieder gelungen hochkarätige Referenten nach Langenlois zu bringen.
Hier eine kleine Zusammenfassung der Themen:
Gehölztag
Der Schweizer Landschaftsarchitekt Peter Steiger nahm uns mit auf einen Streifzug durch Österreichs Wälder. Er erinnerte so an heimische Gehölze, die man durchaus im Garten öfter verwenden könnte und machte aufmerksam, wie wichtig die Beachtung von Standortfaktoren bei der Auswahl der passenden Pflanzen ist.
Björn Ehsen berichtete von Versuchen zu Buchs und Buchs-Alternativen. Seiner Meinung nach gibt es keine Alternative für den Alleskönner Buchs und wenn man Sorten wählt, die widerstandsfähiger gegen Pilze sind (z.B. Buxus microphylla ‘Herrenhausen‘ oder ‘Falkner‘) und man sich der laufenden Pflegemaßnahmen bewusst ist, hat diese Pflanze durchaus noch seine Berechtigung. Je nach Standort und Form können Berberitzen, Stechpalmen, Thujen, Immergrüne Heckenkirsche, Steineibe uvm. als Ersatz Verwendung finden.
Wolfgang Borchardts Vortrag mit dem Titel „Die Kunst der freien Hecke“ machte deutlich, dass die Planung einer solchen wirklich eine anspruchsvolle Aufgabe ist. Negative Beispiele von Heckenpflanzungen und deren Probleme kenne wir ja alle. Wir planen einen 2-tägigen Workshop mit Herrn Borchardt zu diesem Thema, wo man noch genauer auf Planungsstrategien und Gestalttypen eingehen wird. Ein Satz aus dem Vortrag ist uns besonders in Erinnerung geblieben: „Wenn man den Pflegeaufwand geringhalten will, muss man Pflegekompetenz haben.“ Hier wären wir beim immer wiederkehrenden Thema der Ausbildung der Gärtner.
Leider konnte Johannes Rabensteiner den Vortrag zur Gattung Morus nicht halten. Wir hoffen dies nächstes Jahr nachzuholen. Wir bedanken uns bei Thomas Roth, dass er sich so kurzfristig bereiterklärte über die Gehölzsichtungen an der HBLFA Schönbrunn Standort Jägerhausgasse zu sprechen. Die aktuellste, bereits abgeschlossene Sichtung ist die von Hibiskus, deren Ergebnisse im Sommer präsentiert werden können.
Stephen Barstow, auch bekannt als „Extreme Salad Man“ stellte uns verholzende „Edimentals“ (=edible ornamentals) vor. Er gärtnert in Norwegen ohne Glashaus und ist dank seiner 2000 verschiedenen Pflanzen in seinem Garten das ganze Jahr über mit frischem, essbarem Grün versorgt. Um diese Jahreszeit etwa schneidet er Zweige der Winterlinde und treibt diese im Haus vor. Der frische Austrieb wird dann als Salat genossen. Ob wir es übers Herz bringen die frischen Knospen von Magnolie zu ernten? Oder wollen wir uns doch über die Blüte freuen? Stephens Webseite biete eine Fülle an Informationen zu diesem Thema http://www.edimentals.com/blog/.
Staudentage Tag I
Der erste Tag der Staudentage begann ganz im Zeichen der Gestaltung von Gärten. Joachim Hegmann, bis vor wenigen Jahren Chemiker, nun erfolgreicher Gartengestalter zeigte uns Beispiele seiner Arbeit, durchwegs naturalistische, staudenbetonte Pflanzungen, die sehr dem Zeitgeist entsprechen und auch ökologisch wertvoll sind.
Danach führte uns Dagmar Wallgram, Landschaftsarchitektin aus Kärnten, durch ihre Projekte der letzten 15 Jahre. Stark am Kundenwunsch orientiert, plant Sie klassisch formelle bis naturalistische Bepflanzungen. Heckenelemente und klare Linien bringen die notwendige Stabilität, damit die Augen der Gartenbesitzer zur Ruhe kommen können. Sehr schön zu sehen war die persönliche Weiterentwicklung im Bereich der Pflanzenverwendung.
Die anschließende Podiumsdiskussion fasste unter anderem genau dieses Thema auf: wilde Natürlichkeit vs. Ordnung. Joachim Hegmann meinte, dass es Kunst sei, Natur zu gestalten, die Natur jedoch wilde Flächen viel besser gestaltet als es der Mensch. Laut Wolfang Borchardt heißt Gestalten immer Ordnen. Auch Thomas Ster betonte, dass der Gärtner ein Künstler ist und unsere Branche ein Image Problem hat. In Zeiten des Klimawandels hätten Gärtner viele Lösungen zu Problemen wie Hitze in der Stadt und doch passiert es immer wieder, dass andere Gewerke wie Architekten oder Baumeister den Grünraum planen und dadurch Planungsfehler passieren und Chancen verpasst werden. Es ist an der Zeit, sich als Branche mit Selbstbewusstsein zu positionieren. Zum Thema essbare Landschaft meinte Marlies Rief, dass das Thema in der Bevölkerung und in der Wirtschaft angekommen ist. Dies ist nicht nur in Ausschreibungen, sondern auch bei Veranstaltungen wie der letzten Landesgartenschau in Aigen-Schlägl zu beobachten.
Essbare Landschaft war auch das Thema in Stephen Barstows zweitem Vortrag ‚Around the world in 80 plants’. Diesmal mit dem Schwerpunkt essbare Stauden. Wusstet ihr, dass ihr den frischen Austrieb und die Blüten von Funkien essen könnt? In Japan werden diese sogar im Supermarkt angeboten.
Bernd Hertle vom Sichtungsgarten Weihenstephan betonte in seinem Vortrag, wie wichtig es sei, den Standort genau zu analysieren und entsprechende Pflanzenkenntnis zu haben. Außerdem sieht er die Entwicklung, dass mit der Klimaerwärmung hauptsächlich trockenheitsverträgliche Steppenpflanzungen vorgenommen werden, kritisch. Diese Flächen haben als Straßenbegleitgrün ihre Berechtigung, man sollte jedoch auch wärmeliebende Pflanzen verwenden, die viel transpirieren und so zur Kühlung der Stadt beitragen. Staudenpflanzungen sollten deswegen nicht isoliert gesehen werden, sondern immer auch im Kontext mit Gehölzen.
Staudentage Tag II
Am nächsten Morgen verschaffte uns Martin Freisinger von Stauden Hameter einen schönen Überblick über das aktuelle Sortiment und stellte neue, immerschöne, unbeugsame, wilde und besondere Stauden vor. Er beeindruckte nicht nur mit großem Pflanzenwissen, sondern auch wunderschönen Fotos. Viele der vorgestellten Besonderheiten gibt es übrigens in der Bognerhof Gärtnerei zu kaufen.
Till Hofmann, ehemaliger Obergärtner am Hermannshof in Weinheim, erzählte von den Herausforderungen seine kleine Gärtnerei ins trockene Unterfranken zu übersiedeln und vom nebenberuflichen Staudengärtner in den Haupterwerb zu wechseln. Er erläuterte Strategien, wie sie dort trotzdem feuchtliebende Stauden kultivieren und pflanzen. Eine effiziente Bewässerung von gewissen Bereichen sieht er als nicht problematisch. Er betonte, dass die Einteilung der Stauden in Lebensbereiche von Professor Hansen aktueller ist denn je, da es viele wachstumseinschränkende Faktoren, wie fehlende Sommerregen gibt. Gleichzeitig kann man mit entsprechender Pflanzenkenntnis die Standorttoleranz vieler Pflanzen ausreizen. In unserer Gärtnerei sind die Stauden übrigens nach diesen Lebensbereichen und nicht von A-Z sortiert.
Anschließend gab es eine spannende und viel zu kurze Diskussion zum Thema Ausbildung, Sortimentsgestaltung und Öffentlichkeitsarbeit. Der niedrige Kollektivlohn in Gartenbau und Landwirtschaft ist wohl auch ein Grund, warum es so schwierig ist Personal zu finden. Wären unsere Kunden bereit 20% mehr für unsere Leistungen zu bezahlen, um unsere Mitarbeiter ähnlich zu entlohnen wie Arbeiter z.B. bei MAN oder SKF? Die Abwanderung von Handwerksberufen hin zu gut bezahlten Industriejobs ist in vielen Regionen ein Problem. Es gibt jedoch auch die erfreuliche Tendenz, dass immer wieder Quereinsteiger auf zweitem Bildungsweg den Gartenbau zu ihrem Beruf machen. Personen, die den Gärtnerberuf aus Leidenschaft wählen, sollten auch entsprechend gefördert werden, war die überwiegende Meinung. Eva Bauer von der Gartenbauschule meinte zum Thema Kompetenz: „Man soll sich ruhig Zeit nehmen, um Pflanzenwissen erwerben.“
Schon lange wünschen wir uns einen Vortrag zum Thema Moos. Roger Ingold, ein erfahrener Gartengestalter aus der Schweiz, beschäftigt sich seit 10 Jahren mit dem Gestaltungspotenzial von Moos und zeigte uns viele schöne Beispiele. Moose haben auf Grund ihrer Wasserspeicherkapazität, der Verdunstungsrate und ihrer Feinstaubfilterfunktion eine große Bedeutung in der Begrünung von Dächern, Innenhöfen und Fassaden. Außerdem gab uns Roger einen Einblick in die vielen spannenden Projekte, wie zum Beispiel dem Gartenhochhaus Aglaya in Risch Rotkreuz im Kanton Zug.
Nach drei spannenden, informativen Tagen nahm uns Thomas Ster, ehemaliger Leiter der Stadtgärten Graz, mit in die Gebirge Zentralasiens, wo er auf einer spannenden Rundreise Tulpen, Steppenkerzen und Iris am Naturstandort beobachtete und uns auch Bilder der Bevölkerung Tadschikistans, Afghanistans und Kirgisistans zeigte.
Ein großes Dankeschön an alle Referenten, die Gartenbauschule Langenlois und an alle Teilnehmer, wir schätzen den jährlichen Austausch sehr.