Gehölz- und Staudentage Langenlois 2019

Wir lieben diese Veranstaltung, die seit vielen Jahren in der Gartenbauschule stattfindet. Es ist ein wunderbar motivierender Start in das neue Gartenjahr. Während der hochkarätigen Vorträge lernt man immer wieder etwas Neues. Die Welt der Pflanzen und damit verbundenen Themen ist ja quasi unerschöpflich. Zwischen den Vorträgen schätzen wir den Austausch mit Kollegen aus der Gartenbranche. Ein großes Dankeschön an den Bildungs- und Absolventenverband der Gartenbauschule, der uns heuer bereits zum 8. mal das Vertrauen schenkte, das Programm zusammenzustellen. Es macht uns viel Freude Experten aus dem In- und Ausland zu engagieren und ins schöne Langenlois einzuladen.

Die folgenden Zeilen sind eine kurze Zusammenfassung der Themen.

Der Gehölztag stand ganz im Zeichen von veränderten Bedingungen für unsere Bäume und Sträucher in Zeiten von klimatischen Extremen.

Zum Auftakt der Veranstaltung sprach Hartmut Troll, Referent für Historische Gärten, über die Aufgabe von Gehölzen in historischen Gärten und wie mit diesen in der Gartendenkmalpflege umgegangen wird. Das Besondere an der Gartendenkmalpflege ist ja, dass die Denkmäler quasi vergänglich sind. Auch wenn er versucht eine Friedenslinde, die nach dem Dreißigjährigen Krieg gepflanzt wurde, zu erhalten, indem er eine genetisch idente Pflanze vermehrt. Die Zukunft und der Klimawandel stellen diese Gartendenkmäler vor besondere Herausforderungen, da viele typische Gehölzarten, die vor 200 Jahren gepflanzt wurden, in der heutigen Zeit unter klima- und folglich schädlingsbedingtem Stress leiden. Herr Troll sprach auch über den Wert des immateriellen Kulturerbes, wie Handwerk, Kunst und Wissenschaft.
Koen Camelbeke, Direktor des Arboretum Wespelaar in Belgien, stellte seinen Arbeitsplatz vor und gab einen Überblick der sehr alten Gattung Magnolia. Unter den vorgestellten Arten und Sorten war so manches Schmankerl, das wir versuchen werden in der Gärtnerei bereitzustellen. Das Arboretum beherbergt eine Fülle an Pflanzen und ist definitiv eine Reise wert.
Fritz Wassmann-Takigawa ging auf die Bedeutung von Gehölzen in der Dach- und Fassadenbegrünung ein. Mehr Grün in die Stadt zu bringen ist eine dringende Herausforderung unserer Zeit. Er ist Teil einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema und wir sind schon gespannt auf die Liste geeigneter Gehölze, die der “Bundesverband für GebäudeGrün” dieses Frühjahr veröffentlichen wird.
Thomas Amersberger zeigte in seinem Vortrag welche exotischen, als nicht winterhart geltende Pflanzen er in seinem Garten an der burgenländischen, ungarischen Grenze kultiviert. Natürlich kann man diesen besonderen Standort nicht mit Salzburg oder Tirol vergleichen, interessant ist jedoch schon, dass die Winterhärte nicht nur von der Temperatur abhängt, sondern viel mit der Herkunft des Pflanzenmaterials und Bodenbeschaffenheit zu tun hat.
Bodenbeschaffenheit und Baumgesundheit waren auch Thema des letzten Referats. Tomas Stoisser von der Stadt Graz, sprach über seine Erfahrungen mit dem innovativen ‚Stockholm System‘ in Graz. Das Besondere an dieser Bauweise ist, dass Baumstandorte geschaffen werden, die zur Gesundheit des Baumes beitragen. Die Wurzeln fühlen sich in diesem Substrat aus grobem Schotter, Sand und Biokohle besonders wohl, da es Luft und Wasser speichert und sehr stabil ist. Ein sehr wichtiges Thema, denn wir brauchen nicht nur mehr Bäume in der Stadt, wir brauchen vor allem auch gesunde Bäume.

Bei den Staudentagen zog sich ein Thema wie ein roter Faden durchs Programm: und zwar natürliche Pflanzengesellschaften als Vorbild für Pflanzenverwendung im Garten.
Michael Münch vom Botanischen Garten Wien stellte in seinem unterhaltsamen Vortrag viele unscheinbare, zum Teil noch unbekannte Schönheiten vor, die noch nicht im Garten in Kultur sind. Bettina Jaugstetter berichtete aus ihrem Erfahrungsschatz in der Anlage von großen Staudenflächen auf Firmengelände. Schade, dass diese wunderbaren Mischpflanzungen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind, andererseits sind solche Flächen für die Mitarbeiter des Betriebs eine großartige Bereicherung. Wir wissen, dass unsere Umgebung unser Wohlbefinden beeinflusst. Schön, dass der Betrieb, dies nach anfänglicher Skepsis auch zu schätzen weiß. In der anschließenden kurzen Diskussion stellte Stefan die Frage, was wir uns als Gartengestalter von unseren Kunden, Bildungseinrichtungen etc. wünschen.

Es freut uns besonders, dass Nigel Dunnett den weiten Weg aus Sheffield zu uns gemacht hat, um über seine Arbeit und seinen Zugang zu berichten. Auch er spricht mit großer Leidenschaft darüber, mehr Grün in der Stadt zu etablieren und dass Gartendesign eine Kunstform ist, wie Malerei, Musik oder Architektur. Sein Zugang ist, Pflanzmischungen zu entwickeln, die wenig Pflege brauchen, aber zugleich durch Blühaspekte eine emotionale Reaktion bei der Bevölkerung hervorrufen. Denn nur wenn solche Flächen von den Bewohnern geschätzt werden, sind diese nachhaltig zu etablieren. Auch in den Diskussionen am Abend und in den Pausen stellten wir immer wieder fest, dass es in der Pflanzenverwendung zwei Lager zu geben scheint. Die einen, die darauf bestehen nur einheimische Pflanzen zu verwenden und die aus Angst vor invasiven Arten alles „fremdländische“ verteufeln. Auf der anderen Seite jene wie Nigel, die sich auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse berufen, die besagen, dass es den Insekten zum Großteil egal ist, woher eine Pflanze stammt. Hauptsache sie liefert genügend Nektar und Pollen. Folglich sind Hausgärten mit ihrem bunten Mix an Pflanzenarten die wichtigsten Player im Kampf gegen den Verlust der Biodiversität.

Auch ein Zeichen unserer Zeit ist, dass unsere Böden immer nährstoffreicher werden. Darum war Cassian Schmidts Vortrag besonders interessant. Anhand vieler Beispiele von Hochstaudenfluren an Naturstandorten in aller Welt, entwickelt er Pflanzungen am Hermannshof für nährstoffreiche, frische Böden. Auch wenn Standorte in der Stadt oft nach Steppenpflanzungen verlangen, ist zu bedenken, dass die Verdunstungsleistung und somit Auswirkung auf das Mikroklima bei Hochstauden oder großblättrigen Pflanzen viel größer ist. Außerdem gibt es in einem großen Teil von Österreich nach wie vor für Steppenpflanzen zu viel Niederschlag. Es ist immer wieder eine Freude, an seinem unglaublichen Pflanzenwissen teilzuhaben.
Norbert Griebl stellte gartenwürdige Wildstauden aus dem Alpenraum vor und machte große Lust auf Wanderungen in der näheren Umgebung. Sein Pflanzenwissen gepaart mit Anmerkungen zur historischen Verwendung und der Herkunft deutscher Namen hat er eindrücklich mit großartigen Fotografien präsentiert.
Barbara Knickmann entführte uns in ihrem Reisevortrag in die schönen Wälder des Mount Emei in China. Eine schier unendliche Artenvielfalt auf engstem Raum lässt uns immer wieder staunen, was die Natur an Pflanzkombinationen hervorbringt.

Der letzte Nachmittag stand ganz im Zeichen von Ästhetik. Als Gestalter sind wir immer wieder angehalten zu Fragen, ‚Was ist denn schön‘? ‚Was empfinden unsere Kunden als schön?‘ ‚Werden diese dynamischen Staudenbepflanzung als Gartenkunst oder doch eher als ungepflegte “Gstett’n” gesehen?‘
Peter Berg schilderte in seinem Vortrag, basierend auf seinem neuen Buch, seinen Zugang zu Gartendesign. „Ohne Naturverständnis keine Schönheit“ ist ein Sprichwort, dass es sehr gut auf den Punkt bringt. Seltsame architektonische oder gartenbauliche Werke sind wohl darauf zurückzuführen, dass der Mensch immer mehr von der Natur entfremdet ist. Auch er holt sich seine Inspiration in der Natur und schafft Gärten mit ehrlichen, langlebigen Produkten. Stein, Pflanze, Holz, Metall.
Christian Meyer, der berühmte Pflanzplaner aus Berlin blickte in seinem Vortrag auf die Arbeit der letzten 20 Jahre zurück und erzählte von den Herausforderungen, die er in seinem Arbeitsalltag zu bewältigen hat.

Zusammenfassend, drei Tage voller Inspiration. Gerüstet mit neuen Ideen freuen wir uns auf spannende Gärten in diesem Jahr. Oder sollen wir doch lieber wandern gehen um die Farne in der Deutschlandsberger Klause, die Herbstblüte der Perückensträucher am Monte Barlo oder die Monsunwälder des Mount Emei zu erkunden? Was wäre euch lieber?