Titelbild: (Quelle: Sunny33/pixelio)
Man schreibt das Jahr 1621. Der äußerst neugierige und der Wissenschaft zugetane Abt des Stiftes Seitenstetten Kaspar Plautz beschreibt in seinem veröffentlichten Buch “Nova Typis Navigatio” die Kultur und die Zubereitung von einem neuen “Apfel aus der Erde” – dem Erdapfel (aus dem französischen ‘pomme de terre’). Die Spanier brachten zuvor die Pflanze aus Südamerika mit und der Habsburgische Hofbotaniker Carolos Clusius war einer der ersten, der die Kartoffel (das Wort stammt vom Italienischen Taratopholi / Trüffelähnlich) beschrieb. Es ist anzunehmen, dass der Seitenstettner Abt die Erdäfpel über Clusius bekommen hatte.
Der Siegeszug der Erdäpfel in Europa konnte beginnen. Im Laufe der letzten Jahrhunderte entstanden eine Vielzahl von Sorten – angepasst an regionale Unterschiede bezüglich Witterung und Bodenverhältnisse und die Knollen wurden ein fixer Bestandteil der Lebensgrundlage von Millionen Menschen.
Botanisch stammen unsere Erdäfpel vor allem von Solanum tuberosum ab. Diese Art kommt in zwei Unterarten noch in den Hochanden und in Küstenregionen Chiles vor, wo sie bereits vor tausenden Jahren von den Ureinwohner genutzt wurden. Die Chilenische Art ist an den Langtag angepasst und bringt in unseren Breiten das bessere Wachstum.
Neuerdings gibt es bei uns auch Sorten wie z.B. “Mayan Trixie” zu kaufen, die eine Kreuzung mit der ebenfalls in Südamerika wachsenden Solanum phureja ist. Diese Kartoffel ist es äußerst geschmackvoll und in 10 min. fertig gekocht, aber aufgrund der kurzen Keimruhe schwierig zu lagern. Für Liebhaber aber auf jeden Fall spannend zu probieren.
Die “Knolle” die wir essen ist morphologisch gesehen ein verdicktes Sproßstück. Die eigentlichen Früchte sind oberirdisch nach der Blüte als kleine grüne, giftige Kugeln zu finden.
Erdäpfel sind aufgrund ihres hohen Eiweis- und Kohlenhydrateanteils sehr nahrhaft, gleichzeitig aber kalorienärmer als Reis und Nudeln. Ihr Vitamin C Gehalt, sowie ein hoher Kaliumanteil sind besonders hervorzuheben.
Zur Kultur im Garten
Erdäpfel brauchen für ein gesundes Wachstum und eine intensive Knollenbildung am besten einen leichte bis mittelschweren, lockeren Boden mit ausgeglichener Feuchtigkeits- und Nährstoffversorgung in sonniger Lage. Bei zu langer Trockenheit sollte bewässert werden. Ebenfalls möglich ist die Kultur in Töpfen. Das warme, lockere Milieu lässt die Erdäpfel gut gedeihen – mehr dazu aber später. Die Pflanzen benötigen ausreichend Kalium und vor allem in der ersten Wachstumsphase genügend Stickstoff zur Krautbildung.
Jahrzehntelange Erfahrungen haben gezeigt, dass speziell die Dammkultur bei Erdäpfeln sich äußerst positiv auf das Knollenwachstum auswirkt. (Damm = lockere Erde = konzentrierte Feuchtigkeitszufuhr von unten)
Arbeitsschritte im Freiland am Boden
- Kartoffel eventuell 3-4 Wochen vorkeimen (ab Anfang bis Mitte März) – in z.B. Eierkartons schlichten und an hellem, warmen Platz am Fensterbrett aufstellen
- Ackerfläche mit Grabgabel tief lockern und unkrautfrei machen – ab. ca. Anfang/Mitte April
- ca. 5 cm Kompost aufbringen
- Furchen ca. 10-15 cm tief ziehen – Reihenabstand ca. 70 cm
- Als Startdünger organischen Dünger in die Furchen streuen und mit EM Terrafert Boden besprühen (vermindert Fäulnisprobleme)
- Erdäpfel mit den Augen nach oben einlegen – Abstand in der Reihe 30 cm
- Erdäpfel anschließend ca. 10 cm mit Erde überhäufen
- Sobald das Laub ca. 15cm hoch ist, Erde von der Seite zur Mitte hin anhäufen – das Laub schaut nur noch ein wenig aus der Erde – den ganzen Vorgang 2 – 3 mal wiederholen – Der Damm sollte am Schluss ca. 30-40 cm hoch sein.
- Regelmäßiges Mulchen mit Rasenschnitt schützt den Boden vor Austrocknung und Verunkrautung
- Die Ernte beginnt, sobald das Laub beginnt abzusterben. Je nach Sorte und Anbauzeitpunkt von Juni bis September
- Wichtig ist eine vierjährige Fruchtfolge bei Erdäpfel – im nächsten Jahr einen Schwachzehrer wie z.B. Hülsenfrüchte oder Salat anpflanzen.
Arbeitsschritte im Topf
- Kartoffel eventuell 3-4 Wochen vorkeimen (ab Anfang bis Mitte März) – in z.B. Eierkartons schlichten und an hellem, warmen Platz am Fensterbrett aufstellen
- Einen ca. 50 – 60 cm hohen Kunststofftopf mit ca. 40-50 cm Durchmesser auswählen
- Ca. 10 cm Blähton und darüber 15 cm torffreie Pflanzerde einfüllen
- Erdäpfel mit den Augen nach oben einlegen – 3 Stk. pro Topf
- Als Startdünger organischen Dünger in den Topf streuen und mit EM Terrafert Boden besprühen (vermindert Fäulnisprobleme)
- Sobald das Laub ca. 15cm hoch ist, Erde auffüllen – das Laub schaut nur noch ein wenig aus der Erde – den ganzen Vorgang 2 – 3 mal wiederholen bis der Topf voll ist.
- Die Ernte beginnt, sobald das Laub beginnt abzusterben. Je nach Sorte und Anbauzeitpunkt von Juni bis September
- Die Erde aus den Töpfen können Sie im nächsten Jahr für andere Pflanzen wiederverwenden.
Erdäpfel das erste Mal angehäufelt (Quelle: sparkie/Pixelio) Kartoffeln in Topfkultur (Quelle: Pixabay)
Hier ist ein Link zu noch mehr Information bez. Erdäpfelanbau – Das Buch “Kartoffelbau” von A. Busch
https://www.books4you.at/list?back=5cab1e9f5db03748a75bcdbc7e90bd28&isbn=9783961690640
Schädlinge und Pilzkrankheiten
Als Hauptprobleme sind der Erdäpfelkäfer und die Krautfäule zu nennen. Der Käfer scheint die Erdäfpel von Weitem zu riechen. Bei uns am Bognerhof wurden, wie wir den Hof übernommen haben, vorher viele Jahre keine Erdäpfel kultiviert. Und just in dem Moment wie die ersten Blätter sich entwickelt hatten, war auch der Käfer wieder da. Wenn händisches Absammeln nicht mehr ausreicht, kann man zur Not auch mit NEEM spritzen – dieses Mittel ist auch im Bio-Anbau erlaubt. Gegen die Krautfäule helfen ein gesunder Boden und robuste Sorten am Besten
So schön er auch ist – für die Pflanze ist er ein Problem
(Quelle: Pixabay)
Macht Selbstversorgung aus dem Garten Sinn?
Wer sich mit Erdäpfel selber versorgen möchte, braucht pro Kopf Erwachsenen ca. 40 kg. Bei einer Familie mit 4 Personen würden das ca. 120 kg ergeben. Umgerechnet sind das ca. 10 – 15 kg Pflanzgutkartoffel . Pro kg Pflanzgut braucht man ca. 4 m² Boden – ergibt also ca. 50 m² Erdäpfelacker im Garten – dann vielleicht doch lieber nur zum Spaß Erdäpfel kultivieren und den Rest beim Biobauern ums Eck einkaufen! Aber dass muss jeder für sich selbst entscheiden.
Unsere Kartoffelsorten in der Gärtnerei
Für das heurige Jubiläumsjahr haben wir uns entschieden 12 Sorten an Pflanzkartoffel in der Gärtnerei anzubieten. Ab Samstag 19. März sind diese in 1 Kg Packungen erhältlich. Von diesen 12 Sorten werden wir je 5 kg auf unserem neuen Acker hinter der Gärtnerei am Zeitfeld einpflanzen. Wir wollen natürlich auch sehen, wie sich die Sorten im Vergleich bewähren und unsere Kunden können sich die Entwicklung gerne jederzeit am Feld anschauen.
Hier ist der Link zur Sortenübersicht: https://bognerhof-garten.at/wp-content/uploads/2021/03/Erdaepfelsorten-2021.jpg
Die zwölf Sorten am Backblech Sorte Smily
Zum Schluss möchte ich noch auf das 400 Jahre Erdäpfel-Pioniere-Jubiläum im Stift Seitenstetten hinweisen. Neben kleinen Sonderausstellungen im Glashaus und in der Bibliothek gibt es auch eine spezielle Themenführung. Kulinarische Anlehnungen bei den Veranstaltungen und Schaupflanzungen im Hofgarten und am Zeitfeld runden das Angebot ab. Wir freuen uns auf Euren Besuch!