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400 Jahre Erdäpfel-Pioniere in Seitenstetten – Die Kultur der „Tollen Knollen“ im eigenen Garten

Titelbild: (Quelle: Sunny33/pixelio)

Man schreibt das Jahr 1621. Der äußerst neugierige und der Wissenschaft zugetane Abt des Stiftes Seitenstetten Kaspar Plautz beschreibt in seinem veröffentlichten Buch „Nova Typis Navigatio“ die Kultur und die Zubereitung von einem neuen „Apfel aus der Erde“ – dem Erdapfel (aus dem französischen ‚pomme de terre‘). Die Spanier brachten zuvor die Pflanze aus Südamerika mit und der Habsburgische Hofbotaniker Carolos Clusius war einer der ersten, der die Kartoffel (das Wort stammt vom Italienischen Taratopholi / Trüffelähnlich) beschrieb. Es ist anzunehmen, dass der Seitenstettner Abt die Erdäfpel über Clusius bekommen hatte.

Der Siegeszug der Erdäpfel in Europa konnte beginnen. Im Laufe der letzten Jahrhunderte entstanden eine Vielzahl von Sorten – angepasst an regionale Unterschiede bezüglich Witterung und Bodenverhältnisse und die Knollen wurden ein fixer Bestandteil der Lebensgrundlage von Millionen Menschen.

Botanisch stammen unsere Erdäfpel vor allem von Solanum tuberosum ab. Diese Art kommt in zwei Unterarten noch in den Hochanden und in Küstenregionen Chiles vor, wo sie bereits vor tausenden Jahren von den Ureinwohner genutzt wurden. Die Chilenische Art ist an den Langtag angepasst und bringt in unseren Breiten das bessere Wachstum.

Neuerdings gibt es bei uns auch Sorten wie z.B. „Mayan Trixie“ zu kaufen, die eine Kreuzung mit der ebenfalls in Südamerika wachsenden Solanum phureja ist. Diese Kartoffel ist es äußerst geschmackvoll und in 10 min. fertig gekocht, aber aufgrund der kurzen Keimruhe schwierig zu lagern. Für Liebhaber aber auf jeden Fall spannend zu probieren.

Die „Knolle“ die wir essen ist morphologisch gesehen ein verdicktes Sproßstück. Die eigentlichen Früchte sind oberirdisch nach der Blüte als kleine grüne, giftige Kugeln zu finden.
Erdäpfel sind aufgrund ihres hohen Eiweis- und Kohlenhydrateanteils sehr nahrhaft, gleichzeitig aber kalorienärmer als Reis und Nudeln. Ihr Vitamin C Gehalt, sowie ein hoher Kaliumanteil sind besonders hervorzuheben.

Zur Kultur im Garten

Erdäpfel brauchen für ein gesundes Wachstum und eine intensive Knollenbildung am besten einen leichte bis mittelschweren, lockeren Boden mit ausgeglichener Feuchtigkeits- und Nährstoffversorgung in sonniger Lage. Bei zu langer Trockenheit sollte bewässert werden. Ebenfalls möglich ist die Kultur in Töpfen. Das warme, lockere Milieu lässt die Erdäpfel gut gedeihen – mehr dazu aber später. Die Pflanzen benötigen ausreichend Kalium und vor allem in der ersten Wachstumsphase genügend Stickstoff zur Krautbildung.
Jahrzehntelange Erfahrungen haben gezeigt, dass speziell die Dammkultur bei Erdäpfeln sich äußerst positiv auf das Knollenwachstum auswirkt. (Damm = lockere Erde = konzentrierte Feuchtigkeitszufuhr von unten)

Arbeitsschritte im Freiland am Boden

  1. Kartoffel eventuell 3-4 Wochen vorkeimen (ab Anfang bis Mitte März) – in z.B. Eierkartons schlichten und an hellem, warmen Platz am Fensterbrett aufstellen
  2. Ackerfläche mit Grabgabel tief lockern und unkrautfrei machen – ab. ca. Anfang/Mitte April
  3. ca. 5 cm Kompost aufbringen
  4. Furchen ca. 10-15 cm tief ziehen – Reihenabstand ca. 70 cm
  5. Als Startdünger organischen Dünger in die Furchen streuen und mit EM Terrafert Boden besprühen (vermindert Fäulnisprobleme)
  6. Erdäpfel mit den Augen nach oben einlegen – Abstand in der Reihe 30 cm
  7. Erdäpfel anschließend ca. 10 cm mit Erde überhäufen
  8. Sobald das Laub ca. 15cm hoch ist, Erde von der Seite zur Mitte hin anhäufen – das Laub schaut nur noch ein wenig aus der Erde – den ganzen Vorgang 2 – 3 mal wiederholen – Der Damm sollte am Schluss ca. 30-40 cm hoch sein.
  9. Regelmäßiges Mulchen mit Rasenschnitt schützt den Boden vor Austrocknung und Verunkrautung
  10. Die Ernte beginnt, sobald das Laub beginnt abzusterben. Je nach Sorte und Anbauzeitpunkt von Juni bis September
  11. Wichtig ist eine vierjährige Fruchtfolge bei Erdäpfel – im nächsten Jahr einen Schwachzehrer wie z.B. Hülsenfrüchte oder Salat anpflanzen.

Arbeitsschritte im Topf

  1. Kartoffel eventuell 3-4 Wochen vorkeimen (ab Anfang bis Mitte März) – in z.B. Eierkartons schlichten und an hellem, warmen Platz am Fensterbrett aufstellen
  2. Einen ca. 50 – 60 cm hohen Kunststofftopf mit ca. 40-50 cm Durchmesser auswählen
  3. Ca. 10 cm Blähton und darüber 15 cm torffreie Pflanzerde einfüllen
  4. Erdäpfel mit den Augen nach oben einlegen – 3 Stk. pro Topf
  5. Als Startdünger organischen Dünger in den Topf streuen und mit EM Terrafert Boden besprühen (vermindert Fäulnisprobleme)
  6. Sobald das Laub ca. 15cm hoch ist, Erde auffüllen – das Laub schaut nur noch ein wenig aus der Erde – den ganzen Vorgang 2 – 3 mal wiederholen bis der Topf voll ist.
  7. Die Ernte beginnt, sobald das Laub beginnt abzusterben. Je nach Sorte und Anbauzeitpunkt von Juni bis September
  8. Die Erde aus den Töpfen können Sie im nächsten Jahr für andere Pflanzen wiederverwenden.

Hier ist ein Link zu noch mehr Information bez. Erdäpfelanbau – Das Buch „Kartoffelbau“ von A. Busch
https://www.books4you.at/list?back=5cab1e9f5db03748a75bcdbc7e90bd28&isbn=9783961690640

Schädlinge und Pilzkrankheiten

Als Hauptprobleme sind der Erdäpfelkäfer und die Krautfäule zu nennen. Der Käfer scheint die Erdäfpel von Weitem zu riechen. Bei uns am Bognerhof wurden, wie wir den Hof übernommen haben, vorher viele Jahre keine Erdäpfel kultiviert. Und just in dem Moment wie die ersten Blätter sich entwickelt hatten, war auch der Käfer wieder da. Wenn händisches Absammeln nicht mehr ausreicht, kann man zur Not auch mit NEEM spritzen – dieses Mittel ist auch im Bio-Anbau erlaubt. Gegen die Krautfäule helfen ein gesunder Boden und robuste Sorten am Besten

Macht Selbstversorgung aus dem Garten Sinn?

Wer sich mit Erdäpfel selber versorgen möchte, braucht pro Kopf Erwachsenen ca. 40 kg. Bei einer Familie mit 4 Personen würden das ca. 120 kg ergeben. Umgerechnet sind das ca. 10 – 15 kg Pflanzgutkartoffel . Pro kg Pflanzgut braucht man ca. 4 m² Boden – ergibt also ca. 50 m² Erdäpfelacker im Garten – dann vielleicht doch lieber nur zum Spaß Erdäpfel kultivieren und den Rest beim Biobauern ums Eck einkaufen! Aber dass muss jeder für sich selbst entscheiden.

Unsere Kartoffelsorten in der Gärtnerei

Für das heurige Jubiläumsjahr haben wir uns entschieden 12 Sorten an Pflanzkartoffel in der Gärtnerei anzubieten. Ab Samstag 19. März sind diese in 1 Kg Packungen erhältlich. Von diesen 12 Sorten werden wir je 5 kg auf unserem neuen Acker hinter der Gärtnerei am Zeitfeld einpflanzen. Wir wollen natürlich auch sehen, wie sich die Sorten im Vergleich bewähren und unsere Kunden können sich die Entwicklung gerne jederzeit am Feld anschauen.

Hier ist der Link zur Sortenübersicht: https://bognerhof-garten.at/wp-content/uploads/2021/03/Erdaepfelsorten-2021.jpg

Zum Schluss möchte ich noch auf das 400 Jahre Erdäpfel-Pioniere-Jubiläum im Stift Seitenstetten hinweisen. Neben kleinen Sonderausstellungen im Glashaus und in der Bibliothek gibt es auch eine spezielle Themenführung. Kulinarische Anlehnungen bei den Veranstaltungen und Schaupflanzungen im Hofgarten und am Zeitfeld runden das Angebot ab. Wir freuen uns auf Euren Besuch!

Wie viel Natur darf es sein?

Insektensterben, Schwund der Artenvielfalt, Biodiversität und viele mehr dieser Schlagworte wandern täglich in den Medien umher. Bilder von völlig sterilen Schotterflächen, verstümmelten Bäumen und Sträuchern und permanent gemulchten Straßenrändern lassen mich darüber nachdenken, welchen Bezug wir zur Natur anstreben. Sterben die Insekten, haben wir ja auf den ersten Blick Ruhe von vielen „lästigen“ Quälgeistern könnte man meinen und wenn nichts mehr wächst, braucht man auch nichts mehr im Zaum zu halten und keine Arbeit investieren. Betrachtet man die Gartenkulturgeschichte, so ist zu sehen, dass der Mensch einen Flecken Erde der Natur abgerungen und eingezäunt hat, damit das Wilde draußen bleibt. Und plötzlich sollen wir das Wilde wieder in unsere Gärten bringen. Ist das nicht ein wenig viel verlangt? Können wir mit der Natur im Garten überhaupt umgehen oder sind die angesprochenen Ausprägungen unserer derzeitigen Gartenkultur einfach nur ein Ergebnis aus Angst die Kontrolle zu verlieren?

Unsere geliebte Klette in der Gärtnerei zog viel Aufmerksamkeit auf sich

Meinen Beobachtungen zufolge stresst viele von uns zu viel Wildwuchs. Ein Gefühl von Schlampigkeit entsteht und der Druck von allen Seiten lässt uns wieder vorzeitig zur Motorsense greifen. Wie in der Renaissance- und Barockzeit wollen wir ganz klar zeigen, dass wir die Natur im Griff haben.

Barockgarten Schloß Großsedlitz nahe Dresden

Nach den letzten hundert Jahren wirtschaften ohne Rücksicht auf Verluste ist es aber unsere Verpflichtung auf unsere Mitbewohner zu schauen. Und da hat jeder seinen Anteil zu leisten. Vom Nationalpark bis zum Hausgarten – vom öffentlichen Grün bis zur Landwirtschaft sind wir gefordert, der Natur ein wenig Raum zu lassen, um sich entwickeln zu können.

 

Die Bepflanzung bzw. Ansaat bei der Gärtnerei-Zufahrt macht einen sehr wilden Eindruck, blüht im Sommer über und über und wimmelt nur so vor Insekten.

Wir zerstören ein System, welches sich über Jahrmillionen entwickelt hat und wundern uns dann, wenn wir unsere Pflanzen wie in der Intensivstation am Tropf halten müssen. Bodengesundheit ist Pflicht für eine gesundes Wachstum und die Artenvielfalt garantiert das Gleichgewicht zwischen „Schädlichem“ und „Nützlichem“. Wir Gärtner dürfen uns auch selbst oft an der Nase nehmen und darüber nachdenken, wie wir produzieren und was wir unseren Kunden verkaufen. Aber die Bereitschaft der Natur in unseren Gärten und Grünflächen ein wenig Platz zuzugestehen, sollte von jedem selbst kommen.

Keine Angst vor Wildwuchs und Gelassenheit wünscht euch Stefan Kastenhofer

(Kolumne ursprünglich im momag Magazin veröffentlicht)

13th International Perennial Plant Conference

Regina und Anneliese waren wieder unterwegs, um zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Diesmal in Grünberg auf der Wintertagung der Internationalen Stauden Union, wo sich StaudenproduzentInnen und -verwenderInnen alljährlich zum Austausch treffen. Und genau dieser Austausch in fast familiärer Runde macht dieses Treffen so besonders. Das Pflanzenwissen in dem Raum mit 100 TeilnehmerInnen aus 19 Nationen ist enorm. Nicht nur die hochkarätigen Vorträge, sondern auch die Gespräche mit bekannten und bisher unbekannten Menschen aus der Branche haben uns Inspiration beschert und Mut gemacht, dass wir mit der Produktion unser eigenen Pflanzen am richtigen Weg sind.

„To plant a garden is to believe in tomorrow.“

Audrey Hepburn

Ian Young aus Schottland machte Lust Narzissen, Krokus und Co aus Samen zu ziehen, auch wenn man dafür Geduld braucht. Hans Kramer teilte viele Geheimnisse der Staudenvermehrung.

Gerben Tjeerdsma & Fergus Garrett

Besonders berührend war der Vortrag von Fergus Garrett, Head Gardener in Great Dixter. Mit seiner Initiative für ein Biodiversitäts-Audit im Garten Great Dixter hat er nun endlich das wissenschaftliche Papier, um zu beweisen, was wir Gärtner ja immer schon ahnten. Die Biodiversität kann in artenreichen, ökologisch gepflegten Ziergärten größer sein als in Naturschutzgebieten und Kulturlandschaften. Und wieder wurde bestätigt: Insekten kennen keine Ländergrenzen! Exotische Pflanzen aus fernen Ländern sind oft attraktiver bzw. schmecken besser als heimische Pflanzen. Wir gehen doch auch gerne mal vietnamesisch essen. https://www.greatdixter.co.uk/house-and-estate/biodiversity/

„We are part of the solution.“

Fergus Garrett
Midori Shintani

„We invite plants to play with us.“

Midori Shintanis gärtnerischer Ansatz von Balance, Bearbeitung und Toleranz im Tokachi Millennium Forest auf Hokkaido ist unglaublich spannend. Sie ‚lädt Pflanzen ein mit ihr zu spielen‘ und schafft dabei ganz besondere Landschaften.

Abschließend zeigte uns „Mr. Sandman“ Peter Korn, dass nichts unmöglich ist. Die schwierigsten Standorte, wo scheinbar nichts wachsen kann, sind ihm die liebsten. Dafür entfernt er gern auch mal eine Windschutzhecke, damit das Klima noch etwas rauer wird. Das Wurzelsystem seiner, in reinem Sand kultivierten Pflanzen ist gigantisch.

Happy to be part of the ISU family

Wir könnten noch viel berichten, aber zusammenfassend kann man sagen: Der Stein der Weisen wurde nicht gefunden, denn es gibt keine Rezepte für Pflanzenverwendung oder -vermehrung, die universell anwendbar sind. Vielmehr braucht es Mut zum Ausprobieren und Scheitern.

Also an die Arbeit! Frühling, wir sind bereit.

Es lebe die Vielfalt!

Bei meiner Arbeit mit Gärten und der Entstehung dieser jener bin ich ständig damit konfrontiert Materialien und Pflanzen für die Gestaltung auszuwählen. Noch nie in der Geschichte hatten wir so viele Möglichkeiten bei der Auswahl als 2019 und ständig kommen neue dazu. Und genau da wird es kompliziert: teuer oder billig, reduziert oder verspielt, Kunststoff oder Natur und wie sollen wir es kombinieren.

Vor einiger Zeit war ich bei einem Ausflug in einem Museumsdorf. Es war ein Tag unter der Woche und der Besucherandrang hielt sich in Grenzen. Eine merkwürdige Stille und Harmonie waren am Gelände zu spüren und ich fragte mich, woher das kam.

Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Gefühl einer absoluten Reduktion von Materialien geschuldet war. Holz, Stein, Lehm, ein wenig Eisen und Glas waren die Hauptbaustoffe vor gar nicht allzu langer Zeit. Kein Beton, kein Plastik, keine Verbundwerkstoffe, kein Alu, kein Feinsteinzeug – und kaum industrielle Massenfertigung, sondern individuelles Handwerk. Baustile haben sich regional entwickelt und Einflüsse von außen waren eher rar. Kaum überraschend daher der Gleichklang.

Stein, Pflanzen, Holz, Wasser. Was braucht man mehr? Snowshill Manor, Broadway, UK.

Und heute? Heute wollen wir individuell sein. „Hoffentlich schaut das Haus und der Garten nicht gleich wie beim Nachbarn aus“ – das würde doch von Einfallslosigkeit zeugen. Und obwohl das Bestreben nach Einzigartigkeit so groß ist, greifen wir oft genug zu Artikel, die tausendfach über die Verkaufsrampe rollen. Gegengesteuert wird daher mit den Kombinationsmöglichkeiten. Die Qual der Wahl macht auch vor der Gartenausstattung nicht halt und so geschieht es, dass ein buntes Sammelsurium an Glückskäufen den Garten nicht allzu harmonisch aussehen lässt.
Nutzen wir daher die Möglichkeiten anders, greifen wieder zu Hammer und Nagel und üben uns in der Reduktion. Ein Handwerksprodukt strahlt hundertprozentig eine andere Energie aus als maschinelle Stangenware. Nicht der Preis ist das Kriterium für die Wirkung, sondern die sich wiederspiegelnden Gedanken zur Umsetzung!

Viel Spaß beim Gärtnern wünscht euch Stefan Kastenhofer

(Kolumne ursprünglich veröffentlicht im momag Magazin)

Bericht zu den Gehölz- und Staudentagen Langenlois 2020

Inspiriert, voller Elan für die neue Saison und ein wenig stolz sind wir letzte Woche von den Langenloiser Staudentagen und dem Gehölztag zurückgekehrt. 180 TeilnehmerInnen zwischen 17 und 92 Jahren bei den Staudentagen, ein Besucherrekord von 75 Personen beim Gehölztag und die zahlreichen positiven Rückmeldungen zeugen von einer gelungenen Veranstaltung. Auch heuer ist es uns wieder gelungen hochkarätige Referenten nach Langenlois zu bringen.

Hier eine kleine Zusammenfassung der Themen:

Gehölztag

Der Schweizer Landschaftsarchitekt Peter Steiger nahm uns mit auf einen Streifzug durch Österreichs Wälder. Er erinnerte so an heimische Gehölze, die man durchaus im Garten öfter verwenden könnte und machte aufmerksam, wie wichtig die Beachtung von Standortfaktoren bei der Auswahl der passenden Pflanzen ist.

Björn Ehsen berichtete von Versuchen zu Buchs und Buchs-Alternativen. Seiner Meinung nach gibt es keine Alternative für den Alleskönner Buchs und wenn man Sorten wählt, die widerstandsfähiger gegen Pilze sind (z.B. Buxus microphylla ‘Herrenhausen‘ oder ‘Falkner‘) und man sich der laufenden Pflegemaßnahmen bewusst ist, hat diese Pflanze durchaus noch seine Berechtigung. Je nach Standort und Form können Berberitzen, Stechpalmen, Thujen, Immergrüne Heckenkirsche, Steineibe uvm. als Ersatz Verwendung finden.

Wolfgang Borchardts Vortrag mit dem Titel „Die Kunst der freien Hecke“ machte deutlich, dass die Planung einer solchen wirklich eine anspruchsvolle Aufgabe ist. Negative Beispiele von Heckenpflanzungen und deren Probleme kenne wir ja alle. Wir planen einen 2-tägigen Workshop mit Herrn Borchardt zu diesem Thema, wo man noch genauer auf Planungsstrategien und Gestalttypen eingehen wird. Ein Satz aus dem Vortrag ist uns besonders in Erinnerung geblieben: „Wenn man den Pflegeaufwand geringhalten will, muss man Pflegekompetenz haben.“ Hier wären wir beim immer wiederkehrenden Thema der Ausbildung der Gärtner.

Leider konnte Johannes Rabensteiner den Vortrag zur Gattung Morus nicht halten. Wir hoffen dies nächstes Jahr nachzuholen. Wir bedanken uns bei Thomas Roth, dass er sich so kurzfristig bereiterklärte über die Gehölzsichtungen an der HBLFA Schönbrunn Standort Jägerhausgasse zu sprechen. Die aktuellste, bereits abgeschlossene Sichtung ist die von Hibiskus, deren Ergebnisse im Sommer präsentiert werden können.

Stephen Barstow, auch bekannt als „Extreme Salad Man“ stellte uns verholzende „Edimentals“ (=edible ornamentals) vor. Er gärtnert in Norwegen ohne Glashaus und ist dank seiner 2000 verschiedenen Pflanzen in seinem Garten das ganze Jahr über mit frischem, essbarem Grün versorgt. Um diese Jahreszeit etwa schneidet er Zweige der Winterlinde und treibt diese im Haus vor. Der frische Austrieb wird dann als Salat genossen. Ob wir es übers Herz bringen die frischen Knospen von Magnolie zu ernten? Oder wollen wir uns doch über die Blüte freuen? Stephens Webseite biete eine Fülle an Informationen zu diesem Thema http://www.edimentals.com/blog/.

Staudentage Tag I

Der erste Tag der Staudentage begann ganz im Zeichen der Gestaltung von Gärten. Joachim Hegmann, bis vor wenigen Jahren Chemiker, nun erfolgreicher Gartengestalter zeigte uns Beispiele seiner Arbeit, durchwegs naturalistische, staudenbetonte Pflanzungen, die sehr dem Zeitgeist entsprechen und auch ökologisch wertvoll sind.

Joachim Hegmann

Danach führte uns Dagmar Wallgram, Landschaftsarchitektin aus Kärnten, durch ihre Projekte der letzten 15 Jahre. Stark am Kundenwunsch orientiert, plant Sie klassisch formelle bis naturalistische Bepflanzungen. Heckenelemente und klare Linien bringen die notwendige Stabilität, damit die Augen der Gartenbesitzer zur Ruhe kommen können.  Sehr schön zu sehen war die persönliche Weiterentwicklung im Bereich der Pflanzenverwendung.

Die anschließende Podiumsdiskussion fasste unter anderem genau dieses Thema auf: wilde Natürlichkeit vs. Ordnung. Joachim Hegmann meinte, dass es Kunst sei, Natur zu gestalten, die Natur jedoch wilde Flächen viel besser gestaltet als es der Mensch. Laut Wolfang Borchardt heißt Gestalten immer Ordnen. Auch Thomas Ster betonte, dass der Gärtner ein Künstler ist und unsere Branche ein Image Problem hat. In Zeiten des Klimawandels hätten Gärtner viele Lösungen zu Problemen wie Hitze in der Stadt und doch passiert es immer wieder, dass andere Gewerke wie Architekten oder Baumeister den Grünraum planen und dadurch Planungsfehler passieren und Chancen verpasst werden. Es ist an der Zeit, sich als Branche mit Selbstbewusstsein zu positionieren.  Zum Thema essbare Landschaft meinte Marlies Rief, dass das Thema in der Bevölkerung und in der Wirtschaft angekommen ist. Dies ist nicht nur in Ausschreibungen, sondern auch bei Veranstaltungen wie der letzten Landesgartenschau in Aigen-Schlägl zu beobachten.

Essbare Landschaft war auch das Thema in Stephen Barstows zweitem Vortrag ‚Around the world in 80 plants’. Diesmal mit dem Schwerpunkt essbare Stauden. Wusstet ihr, dass ihr den frischen Austrieb und die Blüten von Funkien essen könnt? In Japan werden diese sogar im Supermarkt angeboten.

Stephen Barstow

Bernd Hertle vom Sichtungsgarten Weihenstephan betonte in seinem Vortrag, wie wichtig es sei, den Standort genau zu analysieren und entsprechende Pflanzenkenntnis zu haben. Außerdem sieht er die Entwicklung, dass mit der Klimaerwärmung hauptsächlich trockenheitsverträgliche Steppenpflanzungen vorgenommen werden, kritisch. Diese Flächen haben als Straßenbegleitgrün ihre Berechtigung, man sollte jedoch auch wärmeliebende Pflanzen verwenden, die viel transpirieren und so zur Kühlung der Stadt beitragen. Staudenpflanzungen sollten deswegen nicht isoliert gesehen werden, sondern immer auch im Kontext mit Gehölzen.

Die Referenten der Staudentage
1. Reihe: Stefan Kastenhofer, Joachim Hegmann, Dagmar Wallgram, Stephen Barstow, Thomas Ster, Eva Bauer
2. Reihe: Marlies Rief, Wolfgang Borchardt, Roger Ingold, Till Hofmann, Bernd Hertle, Martin Freisinger, Doris Minich

Staudentage Tag II

Am nächsten Morgen verschaffte uns Martin Freisinger von Stauden Hameter einen schönen Überblick über das aktuelle Sortiment und stellte neue, immerschöne, unbeugsame, wilde und besondere Stauden vor. Er beeindruckte nicht nur mit großem Pflanzenwissen, sondern auch wunderschönen Fotos. Viele der vorgestellten Besonderheiten gibt es übrigens in der Bognerhof Gärtnerei zu kaufen.

Martin Freisinger

Till Hofmann, ehemaliger Obergärtner am Hermannshof in Weinheim, erzählte von den Herausforderungen seine kleine Gärtnerei ins trockene Unterfranken zu übersiedeln und vom nebenberuflichen Staudengärtner in den Haupterwerb zu wechseln. Er erläuterte Strategien, wie sie dort trotzdem feuchtliebende Stauden kultivieren und pflanzen. Eine effiziente Bewässerung von gewissen Bereichen sieht er als nicht problematisch. Er betonte, dass die Einteilung der Stauden in Lebensbereiche von Professor Hansen aktueller ist denn je, da es viele wachstumseinschränkende Faktoren, wie fehlende Sommerregen gibt. Gleichzeitig kann man mit entsprechender Pflanzenkenntnis die Standorttoleranz vieler Pflanzen ausreizen. In unserer Gärtnerei sind die Stauden übrigens nach diesen Lebensbereichen und nicht von A-Z sortiert.

Anschließend gab es eine spannende und viel zu kurze Diskussion zum Thema Ausbildung, Sortimentsgestaltung und Öffentlichkeitsarbeit. Der niedrige Kollektivlohn in Gartenbau und Landwirtschaft ist wohl auch ein Grund, warum es so schwierig ist Personal zu finden. Wären unsere Kunden bereit 20% mehr für unsere Leistungen zu bezahlen, um unsere Mitarbeiter ähnlich zu entlohnen wie Arbeiter z.B. bei MAN oder SKF? Die Abwanderung von Handwerksberufen hin zu gut bezahlten Industriejobs ist in vielen Regionen ein Problem. Es gibt jedoch auch die erfreuliche Tendenz, dass immer wieder Quereinsteiger auf zweitem Bildungsweg den Gartenbau zu ihrem Beruf machen. Personen, die den Gärtnerberuf aus Leidenschaft wählen, sollten auch entsprechend gefördert werden, war die überwiegende Meinung. Eva Bauer von der Gartenbauschule meinte zum Thema Kompetenz: „Man soll sich ruhig Zeit nehmen, um Pflanzenwissen erwerben.“

Schon lange wünschen wir uns einen Vortrag zum Thema Moos. Roger Ingold, ein erfahrener Gartengestalter aus der Schweiz, beschäftigt sich seit 10 Jahren mit dem Gestaltungspotenzial von Moos und zeigte uns viele schöne Beispiele. Moose haben auf Grund ihrer Wasserspeicherkapazität, der Verdunstungsrate und ihrer Feinstaubfilterfunktion eine große Bedeutung in der Begrünung von Dächern, Innenhöfen und Fassaden. Außerdem gab uns Roger einen Einblick in die vielen spannenden Projekte, wie zum Beispiel dem Gartenhochhaus Aglaya in Risch Rotkreuz im Kanton Zug.

Nach drei spannenden, informativen Tagen nahm uns Thomas Ster, ehemaliger Leiter der Stadtgärten Graz, mit in die Gebirge Zentralasiens, wo er auf einer spannenden Rundreise Tulpen, Steppenkerzen und Iris am Naturstandort beobachtete und uns auch Bilder der Bevölkerung Tadschikistans, Afghanistans und Kirgisistans zeigte.

Ein großes Dankeschön an alle Referenten, die Gartenbauschule Langenlois und an alle Teilnehmer, wir schätzen den jährlichen Austausch sehr.

Rückblick und Ausblick

Für uns Gärtner und Gärtnerinnen hat der Winter eine ganz besondere Qualität. So wie auch die Pflanzen, können wir zur Ruhe kommen. Zeit, um zurück zu blicken und nach vorne zu schauen. Im letzten Jahr hat sich viel getan. Wir freuen uns vier neue fleißige Mitarbeiterinnen im Team zu haben, die alle mit ihren individuellen Fähigkeiten zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Der heurige Betriebsausflug führte uns in die Gärtnerei Christian Kress, zu Stauden Feldweber und in die Schau- und Sichtungsgärten Weihenstephan.

Die Bognerhof Gärtnerei in Seitenstetten wurde im Frühling offiziell eröffnet und wir freuen uns, schon viele Stammkunden gefunden zu haben, die unser besonderes Sortiment und das Ambiente der Gärtnerei schätzen. Für das Vertrauen bedanken wir uns sehr herzlich.

Am Gelände der Gärtnerei wurden viele Bereiche neu bepflanzt, um unseren Kunden die Vielfalt der Stauden und Gehölze auch vor Ort präsentieren zu können. Es wird immer schöner finden wir.

Wir sind absolut zufrieden mit unserer in Seitenstetten produzierten Ware in Top-Qualität, sei es stecklingsvermehrt, ausgesät oder über Jungpflanzen zu uns gekommen. Dies ermutigt uns im nächsten Jahr die Produktion auszuweiten was die Sortimentsbreite betrifft. Besonders stolz sind wir, dass alle Kräuter bisher bereits biologisch produziert wurden und ab 2020 mit dem Biozertifikat auch als Bio-Pflanzen verkauft werden dürfen. Wir entsprechen damit den Richtlinien von Bio Austria.
Was macht eine Bio-Pflanze eigentlich aus? Wir verwenden biologisch zertifiziertes Saatgut und Jungpflanzen aus eigener Produktion oder von zertifizierten Herstellern. Wenn Saatgut nicht als Bio-Ware verfügbar ist, dann muss es zumindest ungebeizt sein. Beim Bio-Substrat ist ein verminderter Torfanteil vorgeschrieben. Wenn möglich sollte komplett torffreies Substrat verwendet werden. Langsam bieten auch die Substratanbieter torffreie Erden an, die gut für die Topfkultur verwendet werden können. Für die Bio-Produktion ist ein Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel vorgeschrieben. Als Alternative verwenden wir Dünger pflanzlichen oder tierischen Ursprungs. Mit der Landwirtschaft am Bognerhof sind wir schon seit 2008 als Biobetrieb gelistet. Es ist uns ein Anliegen, mit unseren Ressourcen so umzugehen, dass auch unsere Nachkommen noch ein gutes Leben führen können.

Was tut sich in der Gestaltung? Das im letzten Winter von uns entwickelte Grünraumkonzept für die Marktgemeinde St.Peter wird schon teilweise umgesetzt. Auf fast 500m² Verkehrsinseln wurde eine Blumenwiesenmischung ausgesät. Im Schlosspark wurden Bereiche mit Bepflanzungen und Geländemodellierungen attraktiviert. Gespannt sind wir auch, wie sich das Gelände des Roten Kreuzes in St.Peter entwickelt. Die Staudenpflanzungen im Eingangsbereich können sich bereits im ersten Jahr sehen lassen.

Bei den gestalteten Privatgärten freuen wir uns, dass uns Familie G. bereits zum zweiten Mal ihr Vertrauen schenkte und uns mit der Gestaltung dieses großen Gartens beauftragte. Die losen Steinmauern aus Konglomerat vom fünf km entfernten Steinbruch fügen sich wirklich gut ein. Und der Weg aus Ortbeton mit bepflanzten Fugen ist eine kostengünstige bauliche Variante, die ein absolutes Unikat darstellt.

Im Herbst durften wir einen ca. 100 m² großen Kiesgarten entlang eines Schwimmteiches anlegen. Hunderte Stück sonnenhungrige und trockenheitsverträgliche Stauden sollen eine große optische Aufwertung im Vergleich zum leidenden Rasen vorher sein.

Apropos Kiesgarten: ein Kiesgarten bedeutet für uns mehr als eine Schotterfläche mit Vlies unten drunter und drei Gräsern mittendrin. Vlies hat unserer Meinung nach in Pflanzflächen nichts verloren. Genügend Beispiele haben uns gelehrt, dass die Verwendung von Vlies unter Kies absoluter Unsinn ist. Das Vlies verwächst sich mit verschiedensten Pflanzenwurzeln (Wurzelunkräuter von unten und vom Wind verbreitete Samenunkräutern von oben) und ist dann nur mehr als Problemabfall zu entsorgen.

Wir verwenden Kies entweder als mineralische Mulchschicht, die sich mit der Zeit mit dem Unterboden vermischt, oder wir bauen überhaupt eine dicke mineralische Schicht als Pflanzsubstrat ein. Dementsprechend hat dann die Pflanzenauswahl zu erfolgen.
Ein schönes Schwimmteichprojekt zu Jahresende komplettierte unsere Vielfalt an neuen Projekten in der Gartengestaltung.

Neben den Neuanlagen ist es auch eine große Freude, die von uns gestalteten Gärten immer wieder bei Pflegeeinsätzen zu besuchen. Der Garten P. im englischen Stil wurde 2017 bepflanzt und entwickelt sich dank der Leidenschaft der Besitzer und unserer fachlichen Mithilfe wirklich gut. Erst die langjährige, fachlich richtige Pflege kann einen Garten dort hinführen, wie man sich das Ergebnis in der Planungsphase vorgestellt hat. Deswegen bieten wir auch so gerne Pflegeberatungen an.

Ausblick für 2020
Neben bereits laufenden Planungen für Privatgärten ist natürlich die Weiterentwicklung der Gärtnerei in Seitenstetten in vollem Gange. Sortimentsplanung, Überlegungen für Produktion und Präsentation sind genauso Inhalt, wie Gestaltung der Wiese rund um die Gärtnerei.
Unter dem Arbeitstitel „Zeitfeld“ soll in diesem Bereich verschiedensten Pflanzengesellschaften Zeit und Raum für ihre Entwicklung und den Besuchern Zeit und Raum zum Verweilen, Genießen und Bestaunen gegeben werden. Da unsere Blumenwiesen entlang der Böschungen sehr gut angekommen sind, möchten wir das Thema Wiese noch intensiver präsentieren. Mit einer Mischung aus einjährigen Effektmischungen und mehrjährigen Ansaaten werden wir am Gelände unterschiedliche Wiesentypen ausprobieren.
Mit begleitenden Seminaren über Entwicklung und Pflege von Wiesen haben wir auch in der der Gartenakademie das Thema im Programm. Eine Vielzahl unterschiedlicher Workshops gibt dem Laien wieder die Möglichkeit, das Handwerk bzw. die Kunst des Gärtners zu erlernen. In Zusammenarbeit mit dem Stift Seitenstetten werden auch die großen Gartenveranstaltungen wie Frühlingspflanzenmarkt, Gartentage, Vollmondnacht und Kunsthandwerksmarkt wieder Fixpunkte in der Präsentation unseres Betriebes sein.

Mit der Aussicht auf viele interessante Projekte, Gespräche und Erfahrungen im Garten wünschen wir allen einen guten Gartenstart 2020!
Euer Team der Bognerhof Gärtnerei

Leise rieselt der Schnee …

Man steht im Garten, auf einer Wiese oder im Wald und der Schnee deckt schön langsam alles unter sich zu. Die Flocken tänzeln vom Himmel herab, der Geruch der Landschaft, sogar die akustische Wahrnehmung ändert sich. Kennen Sie dieses schöne Gefühl, als ob plötzlich die Zeit still zu stehen scheint? Schaffen Sie es im Advent, dieser stillsten Zeit im Jahr, zur Ruhe zu kommen?

Die Vegetation fährt aus rein klimatechnischen Gründen ihr Wachstum zurück und ich als Gärtner muss mich auf dieses Verhalten einstellen. Aber nicht nur wir Gärtner, die wir nah an der Natur arbeiten, sind auf diesen Rhythmus eingestellt. Über viele Jahrtausende wurden wir alle geprägt, wie die kleinen Hamster uns Vorräte anzulegen, um über den Winter zu kommen. Und dieses Hamstertum prägt uns immer noch, bei Konsum, Freizeitgestaltung und selbst beim Urlaub machen – möglichst viel in kurzer Zeit ist die Devise. Bis wir dann vor lauter Burn Out für die Gegenmaßnahmen bezahlen.

Wäre es da nicht gleich besser auf das zu verzichten, was uns in eine ausweglose Überforderung treibt. Leider ist das oft leichter gesagt als getan. Gesellschaftliche, familiäre oder finanzielle Zwänge sind oft übermächtig. Die Beschäftigung mit dem Garten, mit den Pflanzen und Tieren darin, ist für viele eine Möglichkeit wieder zu lernen, dass es nichts bringt sich selbst zu überholen. Betrachtet man Pflanzen in Klimazonen, wo Wachstum ein ganzes Jahr über möglich ist, dann bemerkt man, dass diese Pflanzen sich gleichmäßig, aber langsamer entwickeln. Mit unserem Hamstertempo ein ganzes Jahr auf 180 zu bleiben geht für Viele auf Dauer nicht gut. Für mich ist es ein schönes Sinnbild, Pflanzen zu beobachten, wie sie den Sommer über Kraft tanken, dann zur Ruhe kommen, um im Frühling wieder voller Elan auszutreiben. Nutzen wir diese von der Natur vorgegebene Ruhezeit, um einmal nichts zu denken, sondern nur zu staunen. Müßiggang oder die Kunst nur zu Genießen sollte für uns nichts Negatives bedeuten. Nein im Gegenteil – funkelnde Gedanken sind nur dort zu finden, wo Raum dafür ist.

So wünsche ich Euch eine besinnliche Weihnachtszeit und viele funkelnde Gedanken beim Bestaunen unserer großartigen Natur

Stefan Kastenhofer

(Kolumne ursprünglich veröffentlicht im momag Magazin)

Vom Kompost genommen – zum Kompost zurück!

Die Zeit des großen Kehrens ist wieder da. Allerlei unerwünschter „Mist“ fällt plötzlich vom Himmel und versetzt uns in eine interessante Panik. Soll man den Baum gleich samt den Blättern umschneiden und entsorgen, bevor jedes einzelne Blatt mühsam wegzuputzen ist, oder ist das Geräusch des Laubbläsers doch zu verlockend, als es nicht einmal erleben zu dürfen?
Ich bin oft verwundert, warum das Laub eines Baumes, Grundlage der großartigen Humifizierung, ohne der es keinen Menschen auf der Erde geben würde, als „Mist“ angesehen wird. Über Millionen von Jahren hat die Natur ein System entwickelt, das im Kreislauf so perfekt funktioniert, dass jeder Versuch von uns Menschen „nachhaltig“ zu sein, dagegen als Witz dasteht. Wir produzieren Plastikinseln in Ozeanen, mit Giften verseuchte Landschaften an diversen Abbaustätten, Atommüll und vieles mehr an Abfall und trauen uns trotzdem zu sagen, dass das Laub eines Baumes „Mist“ sei – welche Anmaßung!

Ich empfehle jedem und jeder in den Wald zu gehen, um wunderbare Walderde zu riechen, die durch den Abbau von Laub entstanden ist. Geht in den Wald mit den Kindern und freut euch, durch die dicken Laubschichten zu wühlen. Probiert mal aus, das Laub zu kompostieren, aber in keinem Plastikgefängnis, sondern als Laubhaufen irgendwo zwischen den Sträuchern. Nicht nur die Igel und Laufkäfer werden es euch danken, sondern nach einiger Zeit werdet ihr schwarzes Gold ernten können, das jeglicher Pflanzerde aus dem Markt erhaben ist. Kompostieren ist nichts Schlechtes und sollte für jeden Gartenbesitzer eine Selbstverständlichkeit sein. Wer ein paar Grundregeln beachtet, wird für seinen Einsatz durch fruchtbare Erde belohnt. Lassen Sie sich das Kompostieren nicht von ihrem Nachbar vermiesen, der vielleicht einer Angst unterliegt, die durch Horrorgeschichten über Rattenplagen und maßlosem Gestank einer nicht fachgerechten Kompostierung geschürt wird. Humusaufbau bedeutet nicht nur die Förderung der Fruchtbarkeit, sondern auch Speicherung von CO2 und Wasser im Boden. Und so ist es schon erstaunlich, was mit dem „Mist“ von den Bäumen alles möglich ist.

Viel Spaß beim Zählen der vielen Helfer im Komposthaufen wünscht Euch
Stefan Kastenhofer

(Kolumne ursprünglich veröffentlicht im momag Magazin)

Gehölz- und Staudentage Langenlois 2019

Wir lieben diese Veranstaltung, die seit vielen Jahren in der Gartenbauschule stattfindet. Es ist ein wunderbar motivierender Start in das neue Gartenjahr. Während der hochkarätigen Vorträge lernt man immer wieder etwas Neues. Die Welt der Pflanzen und damit verbundenen Themen ist ja quasi unerschöpflich. Zwischen den Vorträgen schätzen wir den Austausch mit Kollegen aus der Gartenbranche. Ein großes Dankeschön an den Bildungs- und Absolventenverband der Gartenbauschule, der uns heuer bereits zum 8. mal das Vertrauen schenkte, das Programm zusammenzustellen. Es macht uns viel Freude Experten aus dem In- und Ausland zu engagieren und ins schöne Langenlois einzuladen.

Die folgenden Zeilen sind eine kurze Zusammenfassung der Themen.

Der Gehölztag stand ganz im Zeichen von veränderten Bedingungen für unsere Bäume und Sträucher in Zeiten von klimatischen Extremen.

Zum Auftakt der Veranstaltung sprach Hartmut Troll, Referent für Historische Gärten, über die Aufgabe von Gehölzen in historischen Gärten und wie mit diesen in der Gartendenkmalpflege umgegangen wird. Das Besondere an der Gartendenkmalpflege ist ja, dass die Denkmäler quasi vergänglich sind. Auch wenn er versucht eine Friedenslinde, die nach dem Dreißigjährigen Krieg gepflanzt wurde, zu erhalten, indem er eine genetisch idente Pflanze vermehrt. Die Zukunft und der Klimawandel stellen diese Gartendenkmäler vor besondere Herausforderungen, da viele typische Gehölzarten, die vor 200 Jahren gepflanzt wurden, in der heutigen Zeit unter klima- und folglich schädlingsbedingtem Stress leiden. Herr Troll sprach auch über den Wert des immateriellen Kulturerbes, wie Handwerk, Kunst und Wissenschaft.
Koen Camelbeke, Direktor des Arboretum Wespelaar in Belgien, stellte seinen Arbeitsplatz vor und gab einen Überblick der sehr alten Gattung Magnolia. Unter den vorgestellten Arten und Sorten war so manches Schmankerl, das wir versuchen werden in der Gärtnerei bereitzustellen. Das Arboretum beherbergt eine Fülle an Pflanzen und ist definitiv eine Reise wert.
Fritz Wassmann-Takigawa ging auf die Bedeutung von Gehölzen in der Dach- und Fassadenbegrünung ein. Mehr Grün in die Stadt zu bringen ist eine dringende Herausforderung unserer Zeit. Er ist Teil einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema und wir sind schon gespannt auf die Liste geeigneter Gehölze, die der „Bundesverband für GebäudeGrün“ dieses Frühjahr veröffentlichen wird.
Thomas Amersberger zeigte in seinem Vortrag welche exotischen, als nicht winterhart geltende Pflanzen er in seinem Garten an der burgenländischen, ungarischen Grenze kultiviert. Natürlich kann man diesen besonderen Standort nicht mit Salzburg oder Tirol vergleichen, interessant ist jedoch schon, dass die Winterhärte nicht nur von der Temperatur abhängt, sondern viel mit der Herkunft des Pflanzenmaterials und Bodenbeschaffenheit zu tun hat.
Bodenbeschaffenheit und Baumgesundheit waren auch Thema des letzten Referats. Tomas Stoisser von der Stadt Graz, sprach über seine Erfahrungen mit dem innovativen ‚Stockholm System‘ in Graz. Das Besondere an dieser Bauweise ist, dass Baumstandorte geschaffen werden, die zur Gesundheit des Baumes beitragen. Die Wurzeln fühlen sich in diesem Substrat aus grobem Schotter, Sand und Biokohle besonders wohl, da es Luft und Wasser speichert und sehr stabil ist. Ein sehr wichtiges Thema, denn wir brauchen nicht nur mehr Bäume in der Stadt, wir brauchen vor allem auch gesunde Bäume.

Bei den Staudentagen zog sich ein Thema wie ein roter Faden durchs Programm: und zwar natürliche Pflanzengesellschaften als Vorbild für Pflanzenverwendung im Garten.
Michael Münch vom Botanischen Garten Wien stellte in seinem unterhaltsamen Vortrag viele unscheinbare, zum Teil noch unbekannte Schönheiten vor, die noch nicht im Garten in Kultur sind. Bettina Jaugstetter berichtete aus ihrem Erfahrungsschatz in der Anlage von großen Staudenflächen auf Firmengelände. Schade, dass diese wunderbaren Mischpflanzungen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind, andererseits sind solche Flächen für die Mitarbeiter des Betriebs eine großartige Bereicherung. Wir wissen, dass unsere Umgebung unser Wohlbefinden beeinflusst. Schön, dass der Betrieb, dies nach anfänglicher Skepsis auch zu schätzen weiß. In der anschließenden kurzen Diskussion stellte Stefan die Frage, was wir uns als Gartengestalter von unseren Kunden, Bildungseinrichtungen etc. wünschen.

Es freut uns besonders, dass Nigel Dunnett den weiten Weg aus Sheffield zu uns gemacht hat, um über seine Arbeit und seinen Zugang zu berichten. Auch er spricht mit großer Leidenschaft darüber, mehr Grün in der Stadt zu etablieren und dass Gartendesign eine Kunstform ist, wie Malerei, Musik oder Architektur. Sein Zugang ist, Pflanzmischungen zu entwickeln, die wenig Pflege brauchen, aber zugleich durch Blühaspekte eine emotionale Reaktion bei der Bevölkerung hervorrufen. Denn nur wenn solche Flächen von den Bewohnern geschätzt werden, sind diese nachhaltig zu etablieren. Auch in den Diskussionen am Abend und in den Pausen stellten wir immer wieder fest, dass es in der Pflanzenverwendung zwei Lager zu geben scheint. Die einen, die darauf bestehen nur einheimische Pflanzen zu verwenden und die aus Angst vor invasiven Arten alles „fremdländische“ verteufeln. Auf der anderen Seite jene wie Nigel, die sich auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse berufen, die besagen, dass es den Insekten zum Großteil egal ist, woher eine Pflanze stammt. Hauptsache sie liefert genügend Nektar und Pollen. Folglich sind Hausgärten mit ihrem bunten Mix an Pflanzenarten die wichtigsten Player im Kampf gegen den Verlust der Biodiversität.

Auch ein Zeichen unserer Zeit ist, dass unsere Böden immer nährstoffreicher werden. Darum war Cassian Schmidts Vortrag besonders interessant. Anhand vieler Beispiele von Hochstaudenfluren an Naturstandorten in aller Welt, entwickelt er Pflanzungen am Hermannshof für nährstoffreiche, frische Böden. Auch wenn Standorte in der Stadt oft nach Steppenpflanzungen verlangen, ist zu bedenken, dass die Verdunstungsleistung und somit Auswirkung auf das Mikroklima bei Hochstauden oder großblättrigen Pflanzen viel größer ist. Außerdem gibt es in einem großen Teil von Österreich nach wie vor für Steppenpflanzen zu viel Niederschlag. Es ist immer wieder eine Freude, an seinem unglaublichen Pflanzenwissen teilzuhaben.
Norbert Griebl stellte gartenwürdige Wildstauden aus dem Alpenraum vor und machte große Lust auf Wanderungen in der näheren Umgebung. Sein Pflanzenwissen gepaart mit Anmerkungen zur historischen Verwendung und der Herkunft deutscher Namen hat er eindrücklich mit großartigen Fotografien präsentiert.
Barbara Knickmann entführte uns in ihrem Reisevortrag in die schönen Wälder des Mount Emei in China. Eine schier unendliche Artenvielfalt auf engstem Raum lässt uns immer wieder staunen, was die Natur an Pflanzkombinationen hervorbringt.

Der letzte Nachmittag stand ganz im Zeichen von Ästhetik. Als Gestalter sind wir immer wieder angehalten zu Fragen, ‚Was ist denn schön‘? ‚Was empfinden unsere Kunden als schön?‘ ‚Werden diese dynamischen Staudenbepflanzung als Gartenkunst oder doch eher als ungepflegte „Gstett’n“ gesehen?‘
Peter Berg schilderte in seinem Vortrag, basierend auf seinem neuen Buch, seinen Zugang zu Gartendesign. „Ohne Naturverständnis keine Schönheit“ ist ein Sprichwort, dass es sehr gut auf den Punkt bringt. Seltsame architektonische oder gartenbauliche Werke sind wohl darauf zurückzuführen, dass der Mensch immer mehr von der Natur entfremdet ist. Auch er holt sich seine Inspiration in der Natur und schafft Gärten mit ehrlichen, langlebigen Produkten. Stein, Pflanze, Holz, Metall.
Christian Meyer, der berühmte Pflanzplaner aus Berlin blickte in seinem Vortrag auf die Arbeit der letzten 20 Jahre zurück und erzählte von den Herausforderungen, die er in seinem Arbeitsalltag zu bewältigen hat.

Zusammenfassend, drei Tage voller Inspiration. Gerüstet mit neuen Ideen freuen wir uns auf spannende Gärten in diesem Jahr. Oder sollen wir doch lieber wandern gehen um die Farne in der Deutschlandsberger Klause, die Herbstblüte der Perückensträucher am Monte Barlo oder die Monsunwälder des Mount Emei zu erkunden? Was wäre euch lieber?

 

Rockstar line up at the Beth Chatto Symposium

Regina und ich (Anneliese) hatten letzte Woche die wunderbare Gelegenheit am ‚Beth Chatto Symposium‘ in England teilzunehmen. Da wir immer noch Englisch denken, haben wir entschlossen, den Text in Englisch zu veröffentlichen. Für alle die Deutsch lesen wollen, Google Übersetzungen funktionieren mittlerweile recht gut ;-).

Imagine going to a music festival where all your favourite bands are playing, and the acts you didn’t already know will rock your world from now on too. That’s how I felt last week taking part in the Beth Chatto Symposium at the University of Essex where 500 plantlovers from 27 nations came together to discuss ‚Ecological Planting in the 21st Century‘. The event was held in honour of Beth Chatto, an inspirational plantswomen who influenced so many gardeners all over the world.

Garden party at the Beth Chatto Gardens

 

I am still buzzing and inspired by the input of such talented, passionate people and feeling truly blessed to have had this opportunity. Originally this was meant to be a short facebook post, however the words just wouldn’t stop appearing on screen out while sitting in a little British seaside town after a morning swim reflecting on the last few days.

So what is Ecological Planting? Not an easy question to answer since there are various interpretations apart from the scientific definition. Noel Kingsbury discussed this in his blog a few days ago (highly recommended). Maybe ecological planting is a spectrum and can be anything from plant conservation to utilising a wide variety of native and non-native plants to encourage diversity. For me, humans are part of the ecosystem and therefore any design should take humans into consideration. As Andi Pettis from The High Line said, if people like having a small lawn on The High Line to linger on, they shall have that monoculture even if a mixed perennial planting in that space would give home to a wider range of flora and fauna. I think it is also very important that people can ‚read‘ and relate to ecological plantings if these plantings are meant to be there for the long term. 

Dan Pearson talking about his work in Lowther Castle and the Tokachi Millennium Forest

 

It is a fact that our environment is changing, luckily plants can be very adaptable. But this change also means that we might have to be a bit more tolerant when it comes to the question of native or non-native plants. With regards to invasive plants it was discussed at the conference that it is very hard to predict which species will become invasive because location and growing conditions are key factors.

Cassian Schmidt said that there is a big gap between plant collections in Europe and what species are actually available in the trade. This gives me confidence that we are on the right path opening the nursery and making some of these rarer plants available to the public.

A display in the Beth Chatto Nursery

 

The event was quite philosophical and emotional at times going back to fundamental questions like ‚why do we garden?‘. James Hitchmough summed it up quite nicely: to bring joy. Dan Pearson talked about creating a sense of place where humans can become centred, which is becoming increasingly important in the fast-paced world we live in.

Gardening is always disturbance, often an effort to slow down or even stop succession at a certain point in time to preserve a certain picture of the garden or space (this can be very hard work as you know). On the question of maintenance we could take a more relaxed approach, embracing change and working with nature rather against it. As Midori Shintani asked, isn’t one of the great challenges and pleasures in gardening to react and embrace that change? Isn’t working with living things that don’t always stick to the rule book what makes our profession so interesting? Peter Janke makes an effort to communicate to his clients that a garden will change, that it is a performance that should be allowed.

But this more relaxed approach requires a great deal of knowledge about plants and the conditions they grow in. Which is why I want more than ever to get out into the wild in various parts of the world and to study plants and their environments. I feel that plant design looks more harmonious if one is aware of natural or semi-natural plant communities. I wonder if the layman feels the same way? Educating our customers and the wider public certainly is part of the challenge. Do people actually like naturalistic planting? We are drawn outside and can find a lot of comfort and joy in a natural environment. At the same time nature can appear ‚messy‘, even scary to some.

James Hitchmough said that all 500 people in that lecture hall live in a bubble; we are all part of a cult.
But what a great cult to be in. Feeling connected and blessed.

The Bognerhof Team reflecting on the day with Adam Baros from Silva Tarouca Research Institue, Pruhonice and James Hitchmough, Sheffield University.

 

Lots of familiar faces. Beatrice Krehl, Stefan Kastenhofer, Regina Hinterleitner, Bettina Jaugstetter and Cassian Schmidt